07.07.2025 – land und region

So, heute reden wir mal über was, das garantiert nie auf die Titelseite kommt, aber entscheidet, wie ein Leben anfängt. Geburtshilfe auf dem Land. Oder genauer: das, was davon noch übrig ist, wenn man mal 20 Kilometer rausfährt.

Ihr fragt euch, was das mit Landwirtschaft zu tun hat? Sehr viel. Weil es hier um Familien im ländlichen Raum geht. Und um die Frage, ob irgendwer in diesem Land noch kapiert, dass nicht nur Großstädte Babys kriegen. Sondern auch Dörfer. Ja, richtig gelesen: Da draußen, wo der Handyempfang schlechter ist als der Kaffee im Gemeindesaal, werden Kinder geboren. Überraschung.

Denn Hebammen im ländlichen Raum werden weniger. Sie sind inzwischen so selten wie Regen im August. Und nein – das liegt nicht daran, dass der Beruf unattraktiv wäre. Es liegt daran, dass Politik seit Jahren so tut, als könnte man Versorgung einfach outsourcen. Und dann wundert man sich, dass Hebammen reihenweise hinschmeißen.

Und die, die noch da sind, fahren kilometerweit, arbeiten im Bereitschaftsmodus und begleiten Frauen mit Herz, Verstand und Rückgrat – oft rund um die Uhr. Nicht, weil sie damit reich werden. Sondern, weil sie wissen, warum und wofür sie es tun.

Beleghebammen sind die Kümmerer im Kreißsaal. Nur leider interessiert das gefühlt niemanden in den Etagen, wo über „Strukturentwicklung“ palavert wird. Da wird dann ein Arbeitskreis gegründet, während die Hebamme längst wieder nachts über Landstraßen fährt.

Ja, es ist so wichtig, über den Pflegenotstand am Lebensende zu reden. Aber genauso wichtig ist es, mal zu gucken, wie es am Anfang aussieht. Ob man überhaupt eine Hebamme findet, ist auf dem Land längst kein Normalfall mehr. Und wenn doch, ist sie oft überlastet, unterbezahlt und kurz davor, die Brocken hinzuschmeißen. Nicht, weil sie nicht will – sondern weil es so nicht mehr geht.

Was brauchen diese wunderbaren Hebammen? Faire Bedingungen. Verlässliche Strukturen. Respektvolle Bezahlung. Und Wertschätzung, die mehr ist als ein Applaus vom Balkon. Geburt ist keine Randnotiz. Sie ist das Fundament. Fürs Dorf. Für das Land. Für uns alle. Für die Zukunft.

Und jetzt an alle Hebammen da draußen auf dem Land, die ihr trotz allem weitermacht: Ihr seid härter als jeder Ackerschlepper. Und dafür gehört euch unser tief empfundener Respekt.

Und wenn jetzt wieder in irgendeinem Ministerium die Frage aufpoppt, warum der ländliche Raum ausblutet – hier ist ein Tipp: Vielleicht mal aufhören, alles kaputtzusparen, was Menschen zum Leben brauchen. Hebammen, Ärzte, Apotheken, Kitas. Aber wahrscheinlich nicht.

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

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