13.07.2025 – land und region

So, die Politik macht jetzt Sommerpause. Hurra. Heißt: Ein paar Wochen keine neuen Verordnungen, keine neuen Förderkulissen, keine neuen EU-Papiere, bei denen schon die Fußnote mehr Text hat als so manche Bachelorarbeit. Klingt nach Ruhe. Ist es aber nicht. Denn die echten Probleme machen keine Pause – aber wir können trotzdem mal durchlüften. Bürokratiestaub raus, frische Luft rein. Und uns um die Dinge kümmern, die wirklich zählen. Zum Beispiel: richtig gutes Essen.

Jetzt ist Zeit für Frühkartoffeln, frische Beeren, knackiges Gemüse und regionalen Genuss ohne Plastikeimer. Apropo Plastikeimer: Wann ist es eigentlich Mode geworden, zum Grillabend einen 3-Kilo-Kübel Kartoffelsalat aus dem Discounter mitzubringen? Noch schlimmer: Den dann auch noch kommentarlos auf den Tisch zu stellen, als wäre das jetzt der Standard. Was kommt als Nächstes? Wackelpudding aus der Tube? Currywurst aus der Spraydose?

Wann haben wir eigentlich aufgehört, Lebensmittel als das zu sehen, was sie sind: wertvoll. Etwas, das wächst, das geerntet wird, das Mühe braucht – und das am Ende unser Körper verarbeitet. Essen beginnt nicht beim Öffnen der Verpackung. Essen beginnt beim Nachdenken. Worauf hab ich eigentlich Lust? Was tut mir gut? Was hat gerade Saison? Wo kommt das her? Wer hat das angebaut?

Und hast du eigentlich vergessen, wie schön das ist? Mit deiner Liebsten oder deinen Kumpels in der Küche stehen. Zusammen schnibbeln, quatschen, zwischendurch ein Glas Kochwein – oder zwei. Nicht TikTok-Rezepte nachbauen, sondern echtes Essen machen. Aus dem Bauch raus. Für den Bauch. Und während der Ofen vorheizt, läuft der Real Talk von ganz allein. Weil gute Gespräche nicht im Chatfenster passieren, sondern überm Herd.

Und noch was: Wer selber kocht, schmeißt nicht ständig Essen weg. Weil man weiß, was drin ist. Weil man aus den Resten von heute das Mittagessen von morgen machen kann. Kartoffeln von gestern? Werden zur Bratkartoffel. Übriggebliebenes Gemüse? Ab in die Pfanne, dazu ein Ei – fertig. Das ist kein Verzicht. Das ist Kreativität mit Geschmack.

Die anderen? Kaufen den 2,99-Kübel, essen drei Gabeln, stellen ihn in den Kühlschrank, vergessen ihn – und wundern sich, warum’s stinkt. Lebensmittelverschwendung als Convenience-Konsequenz. Muss nicht sein.

Also: Sommerpause heißt nicht Denkpause. Sondern Zeit, sich wieder zu erinnern, wie sich gutes Essen anfühlt. Und wie gut es tut, sich selbst und seinem Essen Respekt zu schenken. Mit allem, was dazugehört. Genießt den Sommer, jede Grillparty, jedes Picknick, jede Lunchtüte für unterwegs, aber bitte ohne Eimer.

Aber wahrscheinlich nicht.

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

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