05.10.2025 – land und region
So, heute reden wir mal über Erntedank. Klingt nach Kirche, Blaskapelle und ein bisschen Kürbisdeko auf’m Dorfplatz. Ist es auch. Aber eigentlich geht’s um viel mehr.
Es geht darum, dass wir in Deutschland jeden Tag in den Supermarkt spazieren können und vor vollen Regalen stehen. 24/7. Rund um die Uhr. Kein Krieg, keine Katastrophe, kein Blackout hat uns bisher den Teller leergefegt. Das ist kein Zufall, das ist ein Geschenk. Ein Geschenk, das wir uns selbst erarbeiten mit Äckern, Ställen, Schweiß und Leuten, die morgens früh anfangen, damit du abends satt bist.
Und jetzt mal Butter bei die Fische: Wann hast du das letzte Mal im Supermarkt aufs Etikett geguckt? Mal geschaut, woher die Kartoffeln kommen, die Äpfel, das Fleisch? Oder denkst du: „Ach, Hauptsache billig, Hauptsache viel“? Glückwunsch, dann hast du den Sinn von Erntedank verpasst. Erntedank heißt nicht: „Cool, mein Kühlschrank ist voll.“ Es heißt: „Cool, ich hab verstanden, dass das nicht selbstverständlich ist.“
Und mal ehrlich: Was machst du eigentlich, damit das so bleibt? Damit in Deutschland weiter produziert wird, damit Lebensmittel so sicher bleiben sicherer als irgendwo sonst auf der Welt? Wo kommt das denn bitte alles her? Glaubt hier wirklich jemand, das Gemüse fällt vom Himmel oder wird nachts von der Logistikfee geliefert? Wer das denkt, der hat nicht nur den Bezug zur Landwirtschaft verloren, sondern gleich einen intellektuellen Ernteausfall hingelegt.
Erntedank heißt: mal kurz stehen bleiben. Rausgehen. Atmen. Feld sehen. Kühe hören. Erde riechen. Dich fragen: „Was wäre, wenn das alles nicht mehr da wäre?“ Klingt pathetisch? Ja, vielleicht. Aber erklär mir mal, wie man satt werden will, wenn man Landwirtschaft nur noch als Störfaktor sieht.
Und du, der in jeder Kuh nur eine Klimasünde sieht, in jedem Traktor eine Bedrohung und auf jedem Acker bloß Monokultur: Gehst du eigentlich mit denselben Augen über den Wochenmarkt? Siehst du da wirklich nur ‚Probleme‘ oder vielleicht doch Vielfalt, Sicherheit, Überfluss? Und wenn du Vielfalt, Sicherheit und Überfluss siehst, dann sag mir: Wo kommt das alles her? Merkste selber, oder?
Am Ende ist’s ganz einfach: Lebensmittel wachsen nicht im Kühlschrank. Und es reicht nicht, Erntedank einmal im Jahr mit ein paar Sonnenblumen und ’nem Gottesdienst abzuhaken. Erntedank ist jeden Tag. Mit jedem Bissen, jedem Kauf, jeder Entscheidung am Regal. Also Regional oder egal. Deine Wahl.
Also: Landwirtschaft ist keine Netflix-Serie, die einfach immer weiterläuft. Das hier ist Realität, und die ist verdammt wertvoll. Wenn du satt bleiben willst, dann denk daran.
Aber wahrscheinlich nicht.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation