30.08.2025 – land und region

In meinem Urlaub habe ich etwas gesehen, das mich richtig begeistert hat: eine Streuobstwiese. Vielleicht seid ihr auch schon einmal daran vorbeigekommen. Viele große Obstbäume stehen locker verteilt auf einer grünen Wiese, nicht streng in Reihen wie in einer Plantage, sondern jeder mit ganz viel Platz für seine Baumkrone. Genau das macht eine Streuobstwiese aus.

Warum heißt es Streuobstwiese?

Der Name verrät es schon. Die Bäume stehen verstreut, also gestreut, auf der Wiese. Oft sind es hochstämmige Sorten, das heißt, der Stamm ist so hoch, dass man bequem unter den Bäumen hindurchgehen kann. Sie brauchen Platz, um ihre Äste auszubreiten. Das ist ein großer Unterschied zu Obstplantagen, wo viele kleinere Bäume in Reihen nebeneinander wachsen.

Ein Paradies für Tiere und Pflanzen

Streuobstwiesen sind wahre Schatzkisten der Natur. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass dort bis zu 5.000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten leben können. In den Baumkronen zwitschern die Vögel, am Boden summen Bienen und Hummeln, dazwischen flattern Schmetterlinge und in den Wurzeln huschen Mäuse und Igel umher. Manche Tiere finden dort sogar Verstecke in Hecken oder in Totholz. Für sie ist die Wiese wie ein mehrstöckiges Haus voller Leben.

Vielfalt alter Obstsorten

Auf Streuobstwiesen wachsen oft Obstsorten, die es im Supermarkt gar nicht mehr gibt. Manche sind besonders widerstandsfähig gegen Krankheiten, andere schmecken ganz anders als die bekannten Sorten. Auf diese Weise bleiben viele alte Apfel-, Birnen- oder Pflaumensorten erhalten, die sonst vielleicht verschwinden würden.

Bedeutung für Natur und Umwelt

Streuobstwiesen tun nicht nur den Tieren gut. Auch für die Umwelt sind sie wichtig. Ihre Bäume speichern Wasser und Nährstoffe, sie filtern Schadstoffe aus der Luft und ihre Wurzeln schützen den Boden vor dem Wegschwemmen durch Regen. Außerdem spenden die Bäume Schatten und machen das Klima in ihrer Umgebung angenehmer.

Ein gefährdeter Lebensraum

So wertvoll Streuobstwiesen sind, so selten sind sie leider geworden. Seit vielen Jahrzehnten gibt es immer weniger davon. Sie brauchen viel Platz, liefern aber weniger Obst als moderne Plantagen. Deshalb wurden viele Wiesen gerodet, um Platz für Siedlungen oder Straßen zu machen. Heute stehen Streuobstwiesen sogar auf der roten Liste der am stärksten gefährdeten Lebensräume.

Anerkennung und Schutz

Die gute Nachricht ist: Viele Menschen haben verstanden, wie wichtig Streuobstwiesen sind. 2021 wurde der Streuobstanbau sogar zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO erklärt. Das bedeutet, dass er als besonders wertvoll für unsere Kultur und Natur angesehen wird. Viele Initiativen kümmern sich heute um die Pflege solcher Wiesen, und wer regionale Streuobstprodukte kauft, hilft mit, sie zu erhalten.

Streuobstwiesen sind wunderschön, voller Leben und ein wertvolles Landschaftselement. Sie bewahren alte Obstsorten, bieten unzähligen Tieren ein Zuhause und leisten einen wichtigen Beitrag für die Natur. Aber: Sie allein können uns nicht mit all dem Obst versorgen, das wir essen. Dafür brauchen wir auch den normalen Obstanbau mit Plantagen, in denen viele Äpfel, Birnen, Pflaumen oder Kirschen wachsen. Beides gehört zusammen, die Streuobstwiese als Schatz der Artenvielfalt und die Plantagen, damit wir genügend Obst haben. Obst ist nämlich nicht nur lecker, sondern auch gesund.

Und denkt daran: Fragen stellen ist schlau und rausgehen sowieso!

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner