21.08.2025 – land und region

Mit Beginn der Erntezeit steigt nicht nur die Freude über frische Produkte vom Feld, sondern auch die Zahl unerlaubter Zugriffe. Der Erntediebstahl. Was manche für ein harmloses Mitnehmen halten, ist in Wahrheit Diebstahl. Ob Maiskolben, Kartoffeln, Kürbisse oder Erdbeeren: Wer ohne Erlaubnis Pflanzen oder Erzeugnisse von einem landwirtschaftlichen Grundstück entwendet, begeht eine Straftat. Und mehr noch: Er nimmt Menschen etwas weg, die dafür das ganze Jahr gearbeitet haben.

Feldfrüchte sind keine Dekoartikel

Ein besonders häufiges Ziel ist der Mais. Vor allem im Spätsommer denken viele, es sei „nur ein bisschen Grün“, das da auf dem Feld steht. Doch der großflächig angebaute Silomais ist kein Snack und schon gar keine Deko. Er ist Futtergrundlage für Rinder, Schweine oder Biogasanlagen und damit Teil einer sensiblen Versorgungskette. Wer hier zugreift, greift direkt in die Futterversorgung ein und riskiert Schäden für landwirtschaftliche Betriebe.

Auch Kartoffeln locken immer wieder Unbefugte an. Mit Taschen, Tüten oder gar kleinen Hacken schleichen sich Menschen auf Äcker und graben die Knollen aus, oft unter dem Vorwand, „es sei ja noch so viel übrig“. Was sie übersehen: Die Felder sind Privateigentum, die Ernte ist wirtschaftliche Grundlage eines Betriebs. Selbst wenn bereits geerntet wurde, bleiben die Reste Eigentum des Landwirts. Wer stoppeln möchte, muss vorher fragen, alles andere ist Diebstahl.

Immer wieder verschwinden auch Kürbisse von Feldern oder Verkaufsständen. Besonders beliebt: Hokkaido oder Zierkürbisse, die für Dekozwecke „mitgenommen“ werden. Die Annahme, man könne sich bedienen, wenn kein Verkaufsschild sichtbar sei, ist grundlegend falsch. Auch hier gilt: Jedes Stück zählt und jedes Stück gehört jemandem. Wer ungefragt zugreift, schadet nicht nur dem Betrieb, sondern missachtet auch die grundlegendsten Regeln des Miteinanders.

Blühstreifen: kein Blumenladen für Spaziergänger

Blühstreifen dienen nicht der Romantik, sondern dem Naturschutz. Sie sind Lebensraum und Nahrungsquelle für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und viele andere Arten. Wer hier Blumen abschneidet, zerstört bewusst das, was für den Erhalt der Biodiversität wichtig ist. Die Blumen gehören nicht zur freien Verfügung, sie sind Teil eines ökologischen Gleichgewichts. Auch hier gilt: Was gut gemeint aussieht, ist in der Wirkung rücksichtslos.

Erntediebstahl ist kein saisonales Phänomen. Bereits im Frühjahr, wenn Spargel und Erdbeeren reifen, gibt es Fälle von unerlaubtem Zugriff. Im Herbst folgen Weintrauben und Kürbisse. Die Liste ist lang und der Schaden oft größer als vermutet. Nicht nur der materielle Verlust wiegt schwer, sondern auch der Vertrauensbruch gegenüber der Arbeit auf dem Land.

Juristisch ist die Sache eindeutig: Wer sich ohne Erlaubnis etwas vom Acker nimmt, begeht Diebstahl. Das gilt unabhängig vom Warenwert. Ob eine Handvoll Kartoffeln oder mehrere Maiskolben, der Tatbestand ist derselbe. Zusätzlich drohen zivilrechtliche Konsequenzen, insbesondere bei Betreten von Privatgrundstücken oder Flurschäden durch Fahrzeuge.

Respekt beginnt mit Zurückhaltung

Erntediebstahl ist kein Bagatelldelikt. Es geht nicht nur um Produkte, sondern um Respekt: vor der Arbeit, vor dem Eigentum, vor der Versorgungskette. Wer etwas haben möchte, kann kaufen, häufig direkt ab Hof, auf dem Wochenmarkt oder im Hofladen. Wer einfach nimmt, stellt sich außerhalb eines gesellschaftlichen Grundkonsenses.

Die Erntezeit ist eine Zeit der Fülle aber nicht der Beliebigkeit. Landwirtschaftliche Flächen sind kein Selbstbedienungsladen. Und Ernteerzeugnisse sind keine Gratis-Souvenirs. Wer das übersieht, schadet denen, die das ganze Jahr mit Herzblut dafür arbeiten. Deshalb: Finger weg vom Acker. Immer.

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

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