05.08.2025 – land und region

Es sieht harmlos aus, fast dekorativ: eine hohe Pflanze mit gelben Blüten, die an Margeriten oder Johanniskraut erinnert. Doch wer genau hinsieht, erkennt: Das ist Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea) und damit eine der problematischsten Giftpflanzen, die derzeit unsere Wiesen, Wegränder und Weiden erobert.

Die Ausbreitung dieser Pflanze stellt ein ernstzunehmendes Risiko für die landwirtschaftliche Tierhaltung dar und betrifft damit letztlich auch die Futterqualität, die Biodiversität und das gesamte landwirtschaftliche System. Besonders Pferde, Rinder und Schafe sind gefährdet.

Gift bleibt Gift – auch im Heu

Was Jakobskreuzkraut so gefährlich macht, ist seine hohe Konzentration an Pyrrolizidinalkaloiden (PA). Diese Stoffe wirken leberschädigend, krebserregend und kumulativ, das heißt: Sie reichern sich im Körper an, ohne dass erste Symptome sofort sichtbar werden.

Problematisch ist nicht nur die Pflanze im frischen Zustand auf der Weide sondern auch ihre unsichtbare Präsenz im Heu oder in der Silage. Selbst vertrocknet oder zerkleinert behält Jakobskreuzkraut seine Giftwirkung. Tiere nehmen es dann unbemerkt auf mit teilweise lebensbedrohlichen Folgen.

Tückische Verwechslung und massive Verbreitung

Jakobskreuzkraut wird häufig mit harmlosen Arten verwechselt, etwa mit Johanniskraut, das ebenfalls gelb blüht, aber völlig ungefährlich ist. Die Unterscheidung ist für Laien nicht immer einfach, denn Jakobskreuzkraut tarnt sich gut: Es wächst an Wegrändern, auf Brachflächen, stillgelegten Äckern, Böschungen, Blühflächen und Wiesen.

Besonders problematisch: Eine einzige Pflanze kann tausende Samen bilden, die durch Wind, Wasser, Maschinen oder Tiere verbreitet werden. Die Samen bleiben mehrere Jahre keimfähig und besiedeln bevorzugt offene, wenig genutzte Flächen. Aber auch Blühstreifen, Straßenränder oder extensiv gepflegte Wiesen sind gefährdet.

Für landwirtschaftliche Betriebe wird das Jakobskreuzkraut zu einem echten Risiko:

  • Futterverwertung: Bereits geringe Mengen im Heu machen eine gesamte Partie unbrauchbar.
  • Tiergesundheit: Wiederkäuer können geringe Mengen kurzfristig besser kompensieren, aber bei längerer Aufnahme entstehen irreversible Leberschäden. Pferde sind besonders empfindlich.
  • Betriebskosten: Die Bekämpfung ist arbeitsintensiv und muss jährlich wiederholt werden, idealerweise vor der Blüte.

Wer Jakobskreuzkraut erkennt, kann handeln aber dazu braucht es Aufmerksamkeit, Wissen und klare Zuständigkeiten. Entscheidend ist:

  • Frühe Bekämpfung: Noch vor der Blüte ausreißen, am besten mit Handschuhen, da auch Hautkontakt vermieden werden sollte.
  • Entsorgung über den Restmüll, nicht über den Kompost oder Grünschnitt.
  • Pflegemanagement anpassen: Offene Bodenstellen, späte Mähtermine oder reduzierte Beweidung fördern die Ausbreitung.
  • Maschinenhygiene beachten: Keine Ernte oder Pflegegeräte von befallenen in saubere Flächen ohne Reinigung.
  • Koordination mit Kommunen und Straßenmeistereien, denn viele Befallsflächen liegen im öffentlichen Raum.

Gelb ist nicht immer harmlos

Jakobskreuzkraut ist keine Randnotiz botanischer Vielfalt, sondern ein wachsendes Risiko für Tiere, Betriebe und den ländlichen Raum. Die Pflanze lässt sich nicht „wegdiskutieren“. Sie braucht entschlossenes Handeln.

Besonders in der Weidesaison und zur Heuerntezeit ist Achtsamkeit gefragt. Wer sich nicht sicher ist, kann Beratungsstellen, Landwirtschaftskammern oder Pflanzenbestimmungsdienste zu Rate ziehen.

Denn eines ist sicher: Wer Landwirtschaft versteht, der weiß, gutes Futter beginnt mit wachen Augen und sauberen Flächen.

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner