13.10.2025 – land und region
Wenn der Mais gehäckselt ist, beginnt in vielen Köpfen der landwirtschaftliche „Winterschlaf“. Doch auf den Äckern Norddeutschlands geht es jetzt erst richtig los. Die sogenannte Kohlzeit ist nicht nur eine Erntephase, sie ist ein kulinarisches Versprechen: frisch, regional, nährstoffreich und tief verwurzelt in unserer Esskultur.
Die landwirtschaftliche Saison endet nicht mit dem letzten Häckslerlauf. Ab Oktober dominieren robuste Kulturen wie Grünkohl, Rotkohl, Weißkohl, Rosenkohl, Wirsing, Spitzkohl und Blumenkohl die Felder oft gemeinsam mit Möhren, Sellerie, Lauch, Pastinaken, Steckrüben, Feldsalat, Kartoffeln und Rote Bete. Diese Herbst- und Wintergemüse sind wetterfest, lagerfähig und vielseitig einsetzbar. Sie sind das Rückgrat unserer regionalen Selbstversorgung in der kalten Jahreszeit.
Anbau mit Handarbeit und Know-how
Die Ernte von Kohlgemüse ist körperlich anspruchsvoll. Sie findet oft bei kühlen Temperaturen, hoher Luftfeuchtigkeit und schweren Böden statt. Viele Arbeiten etwa das Schneiden, Sortieren und Verpacken erfolgen nach wie vor von Hand, direkt auf dem Feld oder in kleinen Aufbereitungsstationen. Kohl wird nicht industriell „geflogen“ oder aus beheizten Gewächshäusern geholt, sondern mit Gummistiefeln und Erfahrung geerntet.
Wer im Herbst zu regionalem Gemüse greift, stärkt nicht nur die heimische Landwirtschaft, sondern reduziert CO₂-Emissionen durch kurze Transportwege. Während in den Supermarktregalen Avocados, Mangos und Erdbeeren aus Übersee locken, wächst auf unseren Böden ein Saisonangebot mit echtem Mehrwert: frisch, günstig, lagerfähig und mit nachvollziehbarer Herkunft. Kohl ist ein Symbol dafür, dass Ernährung auch Verantwortung bedeuten kann.
Vielseitig und unterschätzt: Kohl auf dem Teller
Kohl ist alles andere als langweilig. Ob als Grünkohl mit Pinkel, Rotkohl zum Braten, Wirsing in der Sahnesoße, Spitzkohlpfanne, Krautsalat oder Kohlroulade, die Zubereitungsformen sind so vielfältig wie die Sorten. Selbst moderne Varianten wie Kohlchips, Kohlpesto oder fermentierter Kimchi zeigen: Kohl ist nicht nur ein Wintergemüse, sondern ein echtes Allroundtalent in der Küche.
In vielen Regionen Norddeutschlands hat die Kohlzeit Tradition und Identität. Vom Grünkohlessen bis zur „Kohlfahrt“, die Saison ist nicht nur Erntezeit, sondern auch sozialer Anker, regionales Brauchtum und kulinarische Heimat. Kohlgerichte sind sättigend, nährstoffreich und generationsübergreifend beliebt nicht als Trend, sondern als Beständigkeit auf dem Teller.
Die Kohlzeit verdient Wertschätzung
Kohl ist mehr als Beilage er ist ein starkes Symbol für Saisonbewusstsein, Bodenständigkeit und regionale Ernährungssouveränität. Wer im Herbst zum regionalen Kohl greift, entscheidet sich für Geschmack, Umwelt und Landwirtschaft vor der Haustür. Die Kohlzeit zeigt, wie gut es sein kann, wenn man isst, was gerade wächst – statt was gerade global verfügbar ist.
Grüße gehen raus ins Land und die Region.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation