14.09.2025 – land und region

Neulich war ich im Harz unterwegs. Ich hatte mich schon gefreut, durch große, dunkle Wälder zu streifen. Doch an vielen Stellen sah es ganz anders aus: Überall standen graue, kahle Bäume, viele schon abgestorben. Zuerst dachte ich: „Oh je, was ist hier passiert?“ Und dann habe ich gelernt: Dahinter steckt ein winzig kleines Tier, der Borkenkäfer.

Ein winziger Käfer mit großer Wirkung

Der Borkenkäfer ist kaum größer als ein Reiskorn, aber er kann riesige Wälder verändern. Es gibt sogar verschiedene Arten, zum Beispiel den Buchdrucker und den Kupferstecher. Sie alle bohren sich unter die Rinde von Bäumen, am liebsten in Fichten, und legen dort ihre Eier ab. Die Larven fressen feine Gänge durch die Rinde, fast wie kleine Straßenkarten. Dabei zerstören sie die Leitbahnen, mit denen der Baum Wasser und Nährstoffe transportiert. Der Baum verdurstet auch wenn er mitten im Regen steht.

Wenn Bäume keine Kraft mehr haben

Eigentlich gehören Borkenkäfer zur Natur. Gesunde Bäume können sich wehren, indem sie Harz produzieren. Das klebrige Harz schließt die Gänge und kann Käfer sogar festkleben. Aber durch die letzten heißen Sommer, durch Stürme und Trockenheit sind viele Bäume geschwächt. Ihre Wurzeln bekommen weniger Wasser, sie haben nicht genug Kraft für Harz, und dann haben die Käfer leichtes Spiel. Besonders nach Stürmen, wenn viele Bäume umgestürzt sind, finden die Käfer schnell neues Holz und vermehren sich explosionsartig.

Ganze Flächen verändern sich

Das Ergebnis sind große Flächen mit abgestorbenen Fichten, wie man sie im Harz und auch in anderen Regionen sehen kann. Auf den ersten Blick wirkt das traurig. Aber die Natur bleibt nicht stehen. Wenn alte Bäume sterben, entsteht Platz für neue. Kleine Pflanzen wachsen nach, junge Bäume bekommen Licht, und viele Tiere wie Spechte, Ameisen oder bestimmte Käferarten finden im Totholz einen neuen Lebensraum. Solche Flächen nennt man auch „Naturwaldentwicklung“ ein natürlicher Prozess, der zeigt, dass Wälder sich ständig erneuern.

Warum der Wald für uns so wichtig ist

Für uns Menschen ist es trotzdem eine große Aufgabe, mit diesen Veränderungen umzugehen. Wälder sind nämlich wahre Multitalente. Sie reinigen die Luft, indem sie Kohlendioxid aufnehmen und Sauerstoff abgeben. Sie speichern Wasser wie ein Schwamm, schützen den Boden vor Erosion, also davor, dass er weggespült oder weggeweht wird, und sie sind Lebensraum für unzählige Tiere und Pflanzen. Außerdem liefern sie Holz, das wir für Möbel, Papier, Häuser oder sogar Musikinstrumente brauchen.

Blick in die Zukunft

Deshalb überlegen Försterinnen und Förster jetzt: Welche Bäume sollen wir nachpflanzen? Wieder nur Fichten, weil sie schnell wachsen und gutes Bauholz liefern? Oder besser verschiedene Arten wie Buchen, Eichen oder Tannen, die besser mit Hitze und Trockenheit zurechtkommen? Ein bunter, gemischter Wald ist oft stabiler und kann Stürmen, Krankheiten und Käfern besser standhalten.

Auch wenn die kahlen Flächen im Wald erschreckend wirken, zeigen sie, dass sich die Natur ständig verändert. Der Borkenkäfer erinnert uns daran, dass wir Wälder nicht nur nutzen, sondern auch schützen und an die Zukunft anpassen müssen.

Und denkt daran: Fragen stellen ist schlau und rausgehen sowieso!

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

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