09.10.2025 – land und region

Wenn die Tage kürzer werden und die Dämmerung in die Hauptverkehrszeiten fällt, beginnt eine gefährliche Zeit auf unseren Straßen: die Saison des verstärkten Wildwechsels. Rehe, Wildschweine, Füchse und Hasen sind jetzt besonders aktiv, nicht aus Unachtsamkeit, sondern weil sie im Herbst auf Futtersuche sind und sich auf den Winter vorbereiten. Für Verkehrsteilnehmer heißt das: Augen auf und Fuß vom Gas.

Wildtiere sind von Natur aus dämmerungs- und nachtaktiv. Im Herbst verschiebt sich ihr Bewegungsrhythmus genau in die Zeiten, in denen viele Menschen zur Arbeit fahren oder zurückkehren morgens zwischen 6 und 8 Uhr, abends ab etwa 17 Uhr. Hinzu kommen längere Wege zu Futterquellen, etwa zu abgeernteten Maisfeldern, Eichen oder Hecken. Die Folge: zunehmend häufiger überqueren Wildtiere Straßen, auch an unerwarteten Stellen.

Gefährdung für Mensch und Tier

Ein Wildunfall ist nicht nur ein Risiko für das Tier, er kann für Autofahrerinnen und Autofahrer lebensgefährlich werden. Besonders bei Kollisionen mit größeren Tieren wie Wildschweinen oder Hirschen kommt es regelmäßig zu schweren Unfällen mit Personenschäden. Gleichzeitig stellt jede Kollision auch eine Belastung für das Ökosystem dar, denn jedes überfahrene Tier fehlt im natürlichen Gleichgewicht.

Wildtiere erscheinen oft plötzlich, sie warten nicht, sie rennen. Ihre Augen reflektieren das Fernlicht, was bei Dunkelheit helfen kann, sie frühzeitig zu entdecken. Doch je nach Wetterlage, Geschwindigkeit und Streckenführung bleibt oft nur wenig Zeit zur Reaktion. Besonders gefährlich: Einzelne Tiere deuten oft auf eine Gruppe hin. Wer ein Reh sieht, sollte mit weiteren rechnen.

Verantwortung am Steuer

Vermeiden lässt sich der Wildwechsel nicht, aber das Risiko lässt sich senken:

  • Tempo drosseln: Vor allem in Wald- und Feldnähe sowie bei Dämmerung gilt: Geschwindigkeit anpassen.
  • Wildwechsel-Schilder ernst nehmen: Sie markieren bekannte Querungsstellen, dort ist besondere Aufmerksamkeit gefragt.
  • Fernlicht sinnvoll einsetzen: Reflektierende Augen können ein Warnsignal sein,  jedoch Fernlicht bei Tierkontakt ausschalten, um das Tier nicht zu blenden.
  • Nicht ausweichen: Bei Gefahr kontrolliert bremsen, hupen und Spur halten. Unkontrolliertes Ausweichen führt oft zu schwereren Unfällen.
  • Nach einem Unfall: Unfallstelle sichern, Polizei verständigen auch, wenn das Tier geflohen ist. Keine Selbsthilfe am Tier, auch verletztes Wild kann gefährlich sein.

Die Rolle der Jägerschaft

Was viele nicht wissen: Jägerinnen und Jäger leisten ganzjährig wichtige Arbeit zur Reduktion von Wildunfällen. Sie warten Wildwarnreflektoren, beobachten Wildbewegungen, regulieren Bestände und helfen bei Unfällen oft auch nachts oder bei schlechter Witterung. Diese Aufgaben sind kein Ehrenamt im klassischen Sinn, sondern Teil eines verantwortungsvollen Naturmanagements.

Wildwechsel gehört zur herbstlichen Realität im ländlichen Raum. Wer aufmerksam fährt, kann Unfälle verhindern und Leben schützen, das der Tiere und das eigene. Straßen gehören nicht nur dem Menschen, sie durchqueren Lebensräume. Diese Mitnutzung erfordert Rücksicht, Achtsamkeit und Fahrverhalten mit Verstand.

Grüße gehen raus ins Land und die Region.

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

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